Anfang 2008 hat mir Bernhard freudestrahlend eröffnet dass wir in wenigen Wochen nach Marokko fliegen werden weil dies eine neue Flugroute unserer Fluggesellschaft sei. Ok, ich muss zugeben dass ich erst einmal etwas überfordert war, denn ich wusste nicht einmal wo dieses „Marokko“ denn liegt. Also musste eine Suchmaschine herhalten um zu erfahren dass wir nach Afrika fliegen werden.
Ende Februar 2008 war es dann soweit.
Der Flug dauerte etwas länger als 3 Stunden und schon standen wir in Marrakesch am Flughafen.
Zum Glück wurden wir von unserem Gastgeber Christian am Flughafen abgeholt und durch die Medina von Marrakesch bis zu unserer Unterkunft begleitet.
Ich war erstmal völlig überwältigt durch all die Farben, Gerüche, den Lärm und das geschäftige Treiben in den Gassen und Plätzen die wir in schnellen Schritten durchquerten.
Unser Gepäck lag in einem Handwagen und wurde von dessen Besitzer flink durch die Menschenmenge befördert. Irgendwann war sowohl der Besitzer als auch der Handwagen mit unserem Gepäck nicht mehr zu sehen und in Bernhard und mir stieg eine leichte Panik auf ob wir denn unserem Gepäck jemals wieder begegnen würden.
Als wir aber wenige Minuten später an der Unterkunft ankamen stand unser Gepäck schon neben einem großen Zitronenbaum in dem entzückenden Innenhof des Riads in dem wir ein Zimmer gemietet hatten.
Auch hier stockte mir erst einmal der Atem denn ich hatte vorher noch nie solch einen schönen Innenhof mit Zitronen- und Mandarinenbäumen gesehen. Auch ein kleiner Brunnen sprudelte vor sich hin und Vögel zwitscherten in den Bäumen. Wir wurden zu unserem Zimmer geführt um uns etwas frisch zu machen und danach gab es den ersten marokkanischen Minztee mit viel Zucker. Mmmm, der war lecker und lies mich etwas entspannen und in der neuen Unterkunft ankommen.
Nachdem wir unseren Berber-Wiskey, also den wohlduftenden Minztee mit viel Schaum, genossen hatten ging es wieder vor die Tür und auf Richtung Souk (dem Markt, der eher mit einem Basar zu vergleichen ist). Christian führte uns geschickt durch die engen Gassen, zwischendurch mussten wir zur Seite springen weil ein Moped oder Eselskarren sich ebenfalls durch die aufgewühlte Menge drängte und natürlich schneller als wir Fußgänger ans Ziel gelangen wollte.
Meine Augen, Ohren und die Nase waren wieder unermüdlich im Einsatz, denn es gab so viele Farben, Motive, Gerüche, mal wohlduftend, mal müffelnd und ein unerschöpfliches Stimmengewirr zu entdecken.
Im Souk angekommen erklärte uns Christian dass die Waren in unterschiedliche Bereiche aufgeteilt sind. So gibt es zum Beispiel einen Bereich für Stoffe, einen für Lederwaren, einen für Eisen, u.s.w.
Christian kannte viele der Händler und führte unterwegs immer mal ein Schwätzchen mit dem ein oder andern. Ich wurde öfter mal am Arm gepackt um in einen Laden gezerrt zu werden, aber sowohl Bernhard als auch Christian befreiten mich immer schnell wieder aus meiner misslichen Lage.
Im Holzbereich stellte uns Christian einem Händler vor der mit den Füßen wunderschöne Skulpturen und Gebrauchsgegenstände drechselte. Bernhard und ich waren sehr beeindruckt von seinen Fähigkeiten und bekamen sogar einen, in wenigen Minuten gefertigten, Schlüsselanhänger geschenkt.
An den nächsten beiden Tagen trauten wir uns dann alleine in das Getümmel des Souks und erkundeten auch auf eigene Faust die Stadt und insbesondere den Djemaa el-Fna, den Platz der Gaukler, Schlangenbeschwörer, Salto schlagenden Berber Affen, freiluft- Zahnärzte und vielen mehr. Wir fanden auch schöne Cafés mit herrlichen Dachterrassen, von denen wir das hektische Treiben Marrakeschs aus sicherer Entfernung beobachten konnten. Es war noch immer sehr aufregend und wir hatten viele neue Eindrücke zu verarbeiten.
Am vierten Tag fragte mich Christian beim Frühstück wie mir Marokko gefällt. Meine Antwort lautete: “Nun, es ist sehr außergewöhnlich und interessant, aber da Bernhard und ich außerhalb der Ferien an der Schule arbeiten, mögen wir in den Ferien eigentlich keinen Lärm und ständige Berieselung. Das war jetzt mal ganz nett aber ich denke nicht dass ich nochmal nach Marokko komme.”
Daraufhin meinte Christian dass er uns für den kommenden Tag einen Taxifahrer organisiert der mit uns nach Essaouira ans Meer fahren wird.